Nach den Hochwasserereignissen der letzten Jahre wird eine Verbesserung des Hochwasserschutzes durch ein integriertes Flussgebietsmanagement angestrebt. Hydrologische Wirksamkeitsuntersuchungen von Hochwasserrückhaltemaßnahmen bilden dabei eine wesentliche Planungsgrundlage. Dabei ist das Hochwassermanagement selbst keine Aufgabe der KHR, wohl aber die Untersuchung hydrologischer Grundlagen für eine angepasste Flussbewirtschaftung.
Zur Zeit wird ein im Rahmen des IRMA-SPONGE-Programms gefördertes KHR-Projekt (DEFLOOD) durchgeführt, in dem Konzepte und Methoden entwickelt werden, die speziell eine hydrologische Bewertung der überregionalen Wirksamkeit von dezentralen Rückhaltemaßnahmen erlauben.
Das IRMA-SPONGE-Rahmenprojekt
Dieses Förderungsprogramm stellt ein Bündel von innovativen, transnationalen, aufeinander abgestimmten und sich ergänzenden Projekten dar, die sich mit Untersuchungen zum vorsorgenden Hochwasserschutz und zu den Schadenspotentialen im Rhein-Maas-Einzugsgebiet beschäftigen. Die Erkenntnisse dieser Projekte sollen vor allem weiteren Fortschritten der Wasserwirtschaft und der Raumplanung dienen. IRMA-SPONGE umfasst 13 Projekte, in denen etwa 30 Institute aus allen Staaten im Rhein-Maas-Einzugsgebiet kooperieren (Niederlande, Deutschland, Frankreich, Belgien, Luxemburg und Schweiz).
Ziel des Rahmenprojektes ist es, das in den zahlreichen laufenden nationalen und internationalen Projekten gesammelte, weitgefächerte Fachwissen in zukünftige Initiativen zu integrieren, die zu einer weitreichend abgestimmten europäischen Strategie beim vorsorgenden wasserwirtschaftlichen Hochwasserschutz und in der räumlichen Gesamtplanung führen.
Das KHR-Projekt DEFLOOD - Methoden zur Analyse der Wirksamkeit von dezentralen Hochwasserrückhaltemaßnahmen
Dezentraler Hochwasserrückhalt
Dezentrale Hochwasserrückhaltung bezeichnet Maßnahmen, die in der Einzugsgebietsfläche ergriffen werden, um bereits bei der Abflussbildung der Entstehung schadenbringender Hochwasser entgegenzuwirken. Dazu zählen z.B. eine modifizierte Bodenbearbeitung landwirtschaftlicher Flächen, Aufforstung, Erstellung dezentraler Rückhalte- und Versickerungsflächen oder die Erhaltung bzw. Bereitstellung von Retentionsflächen entlang kleinerer Gerinne.
Ziele und Arbeitsergebnisse des Projektes DEFLOOD
Mit DEFLOOD soll ein Schritt hin zu einer quantitativen, hydrologischen Bewertung dieser Maßnahmen gemacht werden. Zu diesem Zweck ist die Entwicklung einer angepassten Methodik notwendig, die es erlaubt, die hydrologische Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen zu bewerten und Hinweise darauf zu geben, welche Rückhaltemaßnahmen, wo und in welchem Ausmaß notwendig sind, um an Mosel und Rhein messbar abflussmindernde Effekte zu erzielen.
Es wird ein methodisches Werkzeug zur Einschätzung der Wirkung von dezentralen Hochwasserreduktionsmaßnahmen für den Einsatz in Einzugsgebieten unterschiedlicher Größe bereitgestellt. Dies beinhaltet die Erstellung von Hochwasserabflussszenarien für diverse Mosel- und Rheinpegel, die sich unter Berücksichtigung verschiedener hydrometeorologischer Bedingungen und ausgewählter dezentraler Hochwasserschutzmaßnahmen ergeben. Bestandteil dessen soll auch eine Abschätzung des maximal möglichen Hochwassers sein.
Arbeitsweise im DEFLOOD-Projekt
In großen Einzugsgebieten bewirkt eine heterogene räumliche Niederschlagsverteilung die Entstehung verschieden ausgeprägter Hochwasserereignisse. Deshalb werden über die Klassifizierung historischer und generierter hydrometeorologischer Datenreihen sogenannte Referenzbedingungen und maximal mögliche Gebietsniederschläge definiert. In Verbindung mit
- Szenarien dezentraler Hochwasserreduktionsmaßnahmen,
- einer integrierten Einzugsgebietsmodellierung und
- der Anwendung statistischer Analysemethoden
erfolgt eine Quantifizierung der hydrologischen Wirksamkeit dezentraler Hochwasserreduktionsmaßnahmen.
Beteiligte Institutionen
Das KHR-Projekt "Methodenentwicklung zur Analyse der Wirksamkeit von flächenbezogenen Hochwasserreduktionsmaßnahmen im Rheineinzugsgebiet auf der Basis von Referenz-Hochwässern" (DEFLOOD) wird von den folgenden Institutionen durchgeführt:
Deutschland:
Bundesanstalt für Gewässerkunde, Koblenz
Universität Trier, Trier
Niederlande:
Staatliches Wasserwirtschaftamt - RIZA, Lelystad
Schweiz:
Bundesamt für Wasser und Geologie, Bern
ETH Zürich, Zürich